Die Mursi sind ein Stamm, der traditionell Rinder züchtet. Für die Mursi ist die Rinderzucht die Lebensgrundlage. Sie sichern sich durch die Rinder nicht nur ihre Nahrungsmittel, sondern sind zudem bei anderen Stämmen höher angesehen, wodurch sie mehr Macht haben. Es kommt leider immer mal wieder vor, dass starke Regenfälle zum Verlust der Ernte führen. In diesem Fall haben die Mursi immer noch ihre Rinder, die sie gegen Getreide und andere Lebensmittel eintauschen können.
Die Tiere selbst dienen den Mursi ebenfalls als Nahrungsquelle. Sie verwenden die Milch, das Fleisch und das Blut. Um die Rinder zu schützen und zur Sicherung der Nahrung, jagen die Männer des Stammes, außerdem Büffel und Flusspferde, die sich im Bereich der Wassergebiete aufhalten. Im Zeitraum von Februar und März leben immer einige Männer in Lagern auf den Weiden, damit die Rinder dort weiden können.
Die Mursi müssen sich das Weideland mit anderen Stämmen teilen. Das Grasland ist nur eine begrenzte Ressource, weshalb es immer wieder zwischen einigen Stämmen zu Kämpfen kommt.
Die Mursi bauen außerdem Gemüse an
Die Mursi züchten nicht nur Rinder. Sie bauen außerdem auch ein paar Gemüsesorten an, wie zum Beispiel Sorghum. Dabei handelt es sich um eine Hirseart, die sowohl für die Ernährung der Tiere, als auch für die Menschen dient. Aus Sorghum werden verschiedene Nahrungsmittel hergestellt wie Brei, Fladen und Grütze. Die Mursi pflanzen und ernten zweimal jährlich Gemüse.
Im Oktober und November bauen sie Bohnen, Mais und Kichererbsen an den Flussufern des Mago und Omo an. Das Gemüse wird dann im Januar und Februar geerntet. Im März und April wird das Gemüse ein zweites Mal angebaut. Allerdings findet zu diesem Zeitpunkt auch die Regenzeit statt, weshalb die Gemüsefelder dann nicht mehr in der Nähe des Flusses liegen, sondern etwas weiter im Landesinneren. Das Gemüse, das im März und April angebaut wurde, wird im Juni und Juli geerntet.
Die Regenzeiten sind teilweise sehr extrem, sodass das Land überflutet wird und die Ernte vernichtet.
Warum die Rinderherden für die Mursi so wichtig sind
Im Zeitraum von 1971 und 1973 gab es eine Regenzeit, wie sie zuvor noch nie dagewesen war. Die Regenfälle waren so stark, dass die Ernte ausblieb und eine große Hungersnot über die Mursi hereinbrach. Nur in den Jahren 1882 und 1892 gab es einen ähnlichen Fall.
Fast 20 Prozent aller Menschen des Mursivolkes starben an Hunger. Die Menschen taten sich zusammen und tauschten Pflanzen und Gemüse, sowie Saatgut gegen Rinder. So konnten sich die Mursi aus der Hungersnot befreien. Nur durch die Rinder konnten die Mursi also überleben. Aus diesem Grund haben einige Männer die getauschten Rinder teilweise wieder zurück geholt. Die Mursi züchten bis heute noch Rinder, um sich ihr Überleben zu sichern, falls es erneut zu einer solchen Katastrophe wie 1971 kommen sollte.