Wie viele andere afrikanische Stämme auch, haben die Mursi ebenfalls bestimmte Rituale und Traditionen, die sie pflegen. Hierzu zählt unter anderem der sogenannte Donga. Der Donga ist ein Stockkampf der unter den Männern verschiedener Mursi-Stämme durchgeführt wird.
Der Kampf um die Braut
Am Donga nehmen nur Männer teil, die noch nicht verheiratet sind, also überwiegend die jungen Männer. Der Kampf wird immer zwischen zwei Männern ausgetragen. Beim Stockkampf müssen die ledigen Männer ihre Kraft und ihren Mut unter Beweis stellen. Zudem dient der Kampf für die Frauen natürlich auch dazu, um die körperlichen Vorzüge des Mannes zu erkennen.
Was ist der Donga?
Der etwa zwei Meter lange Donga wird aus den Hölzern zweier Grewiabaumsorten hergestellt. Derjenige, der sein Gegenüber angreift, umfasst den Dongastock mit beiden Händen. Das Ziel ist es, den Gegner mit dem Stock so zu treffen, dass dieser bewusstlos zu Boden fällt. Beide Kontrahenten werden von mindestens einem oder mehreren Schiedsrichtern geprüft.
Während des Kampfes tragen die Männer einen sogenannten Tumoga. Der Tumoga ist sozusagen die Rüstung, die den Kämpfer schützen soll. Gleichzeitig dient sie jedoch auch als Schmuck. Die Tumoga besteht aus einem Schienbeinschutz aus Tierhaut, einem Handschuh für die rechte Hand, der aus einem korbähnlichen Material besteht und Sisalringen, die als Ellenbogen- und Knieschutz dienen.
Um den Oberkörper tragen die Männer ein Leopardenfell. Der Unterkörper wird in eine Art Rock aus Streifen gehüllt. Auch wenn der Gegner bewusstlos zu Boden fallen soll, soll beim Donga-Stockkampf niemand ernsthaft verletzt werden. Aus diesem Grund tragen die Männer zusätzlich eine Polsterung aus Baumwollstoff auf dem Kopf.
Der Kampf dient dazu, um dem Stamm, aber vor allem den zukünftigen Ehefrauen, seinen Mut und die Stärke zu zeigen. Ein Mann, der den Kampf gewinnt, ist stark genug, um eine Familie gründen, sie ernähren und beschützen zu können.
Frauen und Kinder sind zu Gast
Bei den Donga-Kämpfen sind auch Frauen und Kinder zu Gast. Sie singen und tanzen für die Kämpfer. Nachdem der Kampf beendet wurde, können die Frauen entscheiden, welchen Mann sie heiraten möchten. Wenn der Mann an der Frau interessiert ist, wird die Hochzeit geplant.
Der ‚Brautkampf‘ findet einmal im Jahr statt. Dazu sind die verschiedenen Mursi-Stämme eingeladen. Meistens wird der Kampf für mehrere Tage durchgeführt. Da diese traditionelle Feier sehr aufwändig ist, wird sie bereits einige Monate im Voraus geplant. Nur wenn es genügend Männer gibt, die heiraten möchten, wird der Donga-Stockkampf veranstaltet.
Das Fest wird immer so geplant, dass es an einem Zeitpunkt stattfindet, an dem genug zu essen vorhanden ist. Schließlich soll es ein großes Festmahl mit viel Fleisch und Gemüse geben. Die Männer sind nach den Kämpfen erschöpft und sollen durch das Festmahl und das dazugehörige Fest wieder zu Kräften kommen. Die Kämpfe werden über Tage ausgetragen, was natürlich kräftezerrend ist.